Die Tage werden immer länger, die Sonnenstrahlen kitzeln bereits auf der Haut und wir spüren: die warme Jahreszeit ist zum Greifen nah. Die meisten Menschen lieben das warme Wetter und freuen sich auf die langen Abenden, das Grillen mit FreundInnen und das Schwimmen im See. Doch manche begegnen dem Sommer nicht nur mit Vorfreude, sondern mit einer gewissen Anspannung und Angst. Denn mit der Sommersaison beginnt auch die Zeit des knappen Strandoutfits. Und? Wie sieht's bei dir aus? Hast du ihn schon, den Beachbody?

Wenn der Gedanke daran, sich vor anderen zu entblößen, sich im Bikini oder in der Badehose zu zeigen, mit Angst und Scham besetzt ist, dann sprechen wir von "Bodyshaming". Bodyshaming - die Scham für den eigenen Körper - ist ein weit verbreitetes Phänomen, vor allem unter uns Frauen, und auch ich kenne diese Art der Scham nur allzu gut. Um ehrlich zu sein, war es für mich in meiner Jugendzeit nicht ganz einfach, einen liebevollen Zugang zu meinem weiblichen Körper zu finden, denn in der streng katholischen Erziehung meiner Großelterngeneration war weibliche Attraktivität ein klares Tabuthema. Sich schön herzurichten, Make-up zu tragen und sich "reizend" anzuziehen galt als verpönt. Um ein Beispiel zu nennen: Als ich mich im Alter von 16 Jahren traute, mir als Zeichen der Rebellion zum ersten Mal meine Haare dunkelbraun zu färben, wurde ich als "Schande für's Haus" bezeichnet.
Diese Körperscham beeinflusste natürlich auch meine Beziehungen. Da ich im jungen Erwachsenenalter unter Akne litt, war es mir sehr unangenehm, wenn mein Freund mich aus der Nähe ansah. Ich schminkte mich abends erst ab, sobald er eingeschlafen war und machte mich morgens frisch, noch bevor er mein pickeliges und verschlafenes Gesicht sehen konnte. Ich lebte in ständiger Angst, er würde mich ungeschminkt nicht hübsch genug finden, um mit mir beisammen sein zu wollen. Damals war mir gar nicht bewusst, wie viel Raum das Thema in meinem Alltag eingenommen hat.
Wie geht es dir mit deinem Körper? Was siehst du, wenn du dich nackt vorm Spiegel betrachtest? Wohin fallen deine Blicke? Auf das, worauf du stolz bist, was du schön an dir findest oder darauf, wofür du dich schämst?
Überall, wo unsere Blicke hinfallen, sei es auf Social Media, in den Zeitschriften, auf Reklametafeln, in Filmen und Serien, etc. sehen wir perfekt gestylte, gut trainierte und wohlgeformte Körper. Da fällt es oft wirklich nicht leicht, sich auf die Selbstliebe zu konzentrieren und den eigenen Körper mit all seinen Narben, Dellen und Falten anzunehmen und wertzuschätzen.

Auch ich drehe heute noch so manche Ehrenrunde und sehe an "schlechten Tagen" plötzlich wieder nur das, was NICHT in die gesellschaftlich definierte Schönheitsnorm passt. Aus diesem Grund möchte ich im Folgenden meine hilfreichsten Tipps zu mehr Selbstliebe und Körperakzeptanz zusammenfassen, damit auch DU es immer öfter schaffst, dich und deinen Körper mit allen Facetten zu EHREN und WERTZUSCHÄTZEN:
Schritt 1: Finde zu jedem Makel einen "Schönheitsfleck"!
Stelle dich vor einen Ganzkörperspiegel und nimm wahr, was du siehst. Wenn du bemerkst, dass du schnell anfängst, dich für Makel zu kritisieren, probiere Folgendes aus: Pro Kritik an einem Körperteil musst du ein Lob für ein anderes Körpermerkmal finden! Ein Beispiel hierfür könnte so aussehen:
Ich finde meine Speckröllchen hässlich, aber dafür liebe ich meine vollen Lippen.
Mein Busen ist unförmig, aber dafür gefallen mir meine Beine. Und so weiter.
Eine ABwertung ist NUR dann erlaubt, wenn gleichzeitig auch eine AUFwertung stattgefunden hat. Das ist die Regel - das ist der erste Kompromiss, den du eingehen musst, um deinen Körper nicht mehr verzehrt, sondern in seiner Gesamtheit wahrzunehmen. Try it out!

Schritt 2: Du bist mehr als dein Körper!
Im Schritt 2 wollen wir üben, deine Körperscham zu relativieren. Ja, vielleicht bist du gerade nicht in Bestform, vielleicht hast du gerade ein paar Pickel im Gesicht, vielleicht sind hier und dort die ersten Falten, grauen Haare, Altersflecken, Dehnungsstreifen, Orangenhaut, was auch immer zu sehen. Aber was soll's? Du bist mehr als dein Körper, du bist ein ganzer Komplex aus Persönlichkeitseigenschaften und Rollen, die du im Alltag übernimmst. Niemand in deinem Umfeld schätzt DICH als Mensch aufgrund deines Aussehens oder deiner sportlichen Leistungen. Du bist so viel mehr und hast so viel mehr zu bieten! Wenn du nicht weißt, wer du außer deinem Körper noch bist, lade ich dich ein, dich hinzusetzen und einmal schriftlich festzuhalten, welche Charakterzüge dir zu DIR einfallen. Du kannst auch eine kleine Umfrage durchführen und alle Menschen in deinem engeren Umfeld fragen, welche Qualitäten sie an dir schätzen. Du wirst sehen, wie gut dir dieser Blick auf dich - weg von allen Oberflächlichkeiten hin zu deinen inneren Werten - tun wird!
„Umarme das herrliche Durcheinander, das du bist.“ Elizabeth Gilbert

Schritt 3: Die Geschichte deines Körpers...
Dein Körper hat sich in den letzten Jahren verändert. Niemandem bleibt der Alterungsprozess erspart. Äußerlich zu altern kann für viele sehr schmerzhaft sein und viele wünschen sich den Körper von vor 10/20 Jahren zurück. Ich habe mir diese Frage ernsthaft gestellt und lange darüber nachgedacht, ob ich mir den Körper von vor 6/7 Jahren zurückwünsche, als es mir noch gelang, einen Halbmarathon in unter 90 Minuten zu laufen. Und meine Antwort ist tatsächlich "NEIN". Warum nicht? Weil dieser Körper nicht mehr zu mir passt, nicht mehr ICH bin. Heute habe ich einen Körper mit einer Haut, die eine Schwangerschaft samt Geburt bewältigt hat, mit Augenringen, die mich daran erinnern, dass ich Schlaf nachholen sollte, mit kleinen Kratzern im Gesicht, die beim Spielen mit meinem Kind passiert sind. Mein Körper ist ein Buch und die Geschichten meines damaligen Körpers sind ganz andere als die, die mein Körper HEUTE erzählt.
"Das einzig Beständige ist die Veränderung." Heraklit von Ephesos
Schritt 4: Mache dich SCHÖN!
Wir neigen dazu, uns darauf zu konzentrieren, was wir verstecken müssen, weil wir uns dafür schämen. Aber was wäre, wenn du beim nächsten Kleidershopping deinen Blickwinkel veränderst und dir Gewand kaufst, das NICHT deine sogenannten "Problemzonen" kaschiert, sondern deine SCHOKOLADENSEITEN betont? Der Blickwinkel alleine kann ALLES ändern. Suche dir Unterstützung von einer Mode- und Stilberatung, buche einen Termin zur Make-up-Beratung, gönne dir ein neues Haarstyling und unterstreiche deine SCHÖNHEIT!

Schritt 5: Lerne deine Körperform lieben!
"Der Körper als Spiegel der Seele" lautet ein meiner Ansicht nach schöner Buchtitel von Dr. Ruediger Dahlke. Zwar habe ich das Buch selbst noch nicht gelesen, doch finde ich den Titel und das Titelbild dazu sehr aussagekräftig: So individuell wie unsere Persönlichkeiten, so einzigartig sind auch unsere Körperformen. Der Körper als Hülle bzw. als materielle Form unserer Seele ist Teil unserer Präsenz. Nehmen wir als Beispiel eine große korpulente Person: Für mich sind solche Menschen oft Sinnbild einer gelebten Standfestigkeit. Nichts kann sie so leicht aus der Bahn werfen, sie sind wie ein Fels in der Brandung. Grazile, feingliedrige Personen hingegen können Feingefühl, Sanftmut und Sensibilität vermitteln. Und einen sehr sehnigen und athletischen Körperbau verbinde ich gerne mit Beweglichkeit, Tatkraft und Autonomie. Was ich dir mit diesem Tipp sagen möchte, ist, dass es wichtig ist, dir deinem angeborenen Körperbau zunächst einmal bewusst zu werden und diesen mit deinen POSITIVEN Charaktereigenschaften in Verbindung zu bringen. Finde Argumente dafür, warum DEIN Körper genau RICHTIG ist, wie er ist und zu DIR und deiner derzeitigen Lebenssituation passt!

Schritt 6: Höre auf deinen Körper!
Das Thema Gesundheit ist eines, über das in meinem Freundschafts- und Bekanntenkreis viel gesprochen wird. Und dann fallen ganz viele Ratschläge, wie man sich am besten ernähren sollte (von Low Carb und Paleo, über Intervallfasten und vegan, bis hin zur Rohkost und Smoothie-Diät), welcher sündteure Tee gerade angesagt ist, welches Superfood vor Krebs schützt und wie wertvoll Bitterstoffe im Fläschchen sind. Da ich selbst sehr an Gesundheit interessiert bin, freue ich mich natürlich über neue Inputs, jedoch werde ich schnell stutzig, wenn es heißt, dass diese Tipps für ALLE gelten. Denn wie kann es sein, dass wir bei all der Diversität innerhalb der Spezies Mensch immer noch glauben, es gäbe diesen EINEN und EINZIGEN Weg der Gesundheit?
Der Grund, warum ich bei der TCM gelandet und geblieben bin, ist die ganzheitliche Betrachtungs- und Arbeitsweise. Menschen werden in ihrer Individualität behandelt, weswegen selbst bei ähnlicher Symptomatik zweier Personen völlig unterschiedliche Empfehlungen wirksam sein können. Diese Einzigartigkeit wird in der westlichen Medizin meiner Meinung nach leider viel zu oft übersehen, weswegen mir die Leute immer noch erzählen, sie würden gesund leben, wenn sie den allgemeinen ErnährungsTRENDS folgen und nicht ihrem eigenen Bauchgefühl.
Um auf den Titel des 6. und letzten Schrittes zurückzukommen: Höre auf deinen Körper, denn die Sprache deines Körpers ist weiser als jede Theorie! Lebe so, dass du dich WOHL fühlst und höre auf, dich zu sabotieren. Wenn du Lust auf Bewegung hast, beweg' dich, wenn du Hunger hast, iss und wenn du müde bist, gönne dir eine Pause! Dein Körper ist dein bester Freund bzw. deine beste Freundin und möchte von dir gehört, beachtet und wahrgenommen werden!
"Tu deinem Körper etwas Gutes, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen." Teresa von Ávila
Und zum Schluss noch ein Tipp, wie du zu deinem Beachbody kommst:
Have a body, go to the beach!

In diesem Sinne schicke ich dir heute viel Liebe für DICH selbst!
EnerQigeladene Grüße Christina
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